Treibhausgasemissionen, CO2-Äquivalente, Klimabilanz, CO2-Rechner und Fußabdrücke – warum diese Begriffe in deinem Unternehmen keine Fremdworte sein sollten und warum du dich unbedingt mit deinem CO2-Fußabdruck und deiner Klimabilanz auseinandersetzten solltest, erfährst du im folgenden Artikel.
Was ist der CO2-Fußabdruck?
Der CO2-Fußabdruck ist das Ergebnis einer CO2-Bilanz, auch Klimabilanz genannt, beziehungsweise einer Emissionsberechnung. Er ist ein Maß dafür, wie viele Treibhausgasemissionen, vor allem für Kohlenstoffdioxid, für die Aktivitäten eines Menschen, einer Organisation oder eines Produktes freigesetzt werden.
Generell wird dieses Maß in Tonnen CO2-Äquivalente (tCO2e) angegeben. Das hat den Vorteil, dass auch andere Treibhausgasemissionen miteinbezogen werden. Dadurch werden neben Kohlenstoffdioxid auch Methan, Lachgas, Schwefelhexafluorid, Fluorkohlenwasserstoffe, Perfluorcarbone und Stickstofftrifluorid berücksichtigt. Der Referenzwert beträgt 1. Das CO2-Äquivalent von Methan ist beispielsweise bei 28 (Stand 2023). Da die selbe Einheit verwendet wird, können unterschiedliche THGs miteinander verglichen werden. Dies lässt die Gesamtwirkung auf das Klima quantifizieren.
Grundsätzlich werden alle Emissionen miteinbezogen, welche direkt oder indirekt mit dem Verbrauch von fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Gas) in Verbindung stehen. Deshalb werden die Nutzung von Fahrzeugen, Heiz- und Kühlsystemen sowie die Produktion von Produkten in den CO2-Fußabdruck hineingerechnet. Jedoch wird CO2 auch bei weiteren Aktivitäten, welche auf den ersten Blick nicht so offensichtlich sind, ausgestoßen und muss demnach ebenso berücksichtigt werden. Darunter fällt beispielsweise die Ernährung oder auch eine Dienstreise mit Hotelübernachtung.
Berechnung des CO2-Fußabdrucks
Die Berechnung des CO2-Fußabrucks kann als Instrument für Unternehmen genutzt werden, um ihre Klimawirkung zu eruieren und folglich für die Nachhaltigkeitsberichterstattung verwendet werden. Durch die Berechnung wird aufgezeigt, wo die meisten THGs freigesetzt werden. Gleichzeitig wird aber auch ersichtlich, in welchen Bereichen die größten Potenziale liegen, um Einsparungs- und Optimierungsmaßnahmen durchzuführen. Das kann abgesehen vom ökologischen auch einen wirtschaftlichen Vorteil mit sich bringen. Durch zielgerichtete Energie- und Ressourceneinsparungen können nämlich die Kosten des Betriebes langfristig gesenkt werden. Gleichzeitig wird das Fordern nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen seitens der Kund:innen immer deutlicher. Die Offenlegung des Ergebnisses der Berechnung kann somit zu einem Wettbewerbsvorteil führen.
Nun hast du dich dazu entschlossen den CO2-Fußabdruck deines Unternehmens zu berechnen und folglich Bereiche, welche Optimierungsmöglichkeiten aufweisen, anzupassen. Jetzt stehst du vor einer Herausforderung – womit fängst du nur an? Im ersten Moment kann das etwas überfordernd wirken. Der CO2-Fußabdruck hängt von vielen Faktoren ab. Dabei kann es leicht passieren, dass nicht alle notwendigen Faktoren miteinbezogen werden und ein anderer Wert schlussendlich herauskommt. Teilweise ist aus auch schwierig herauszufinden, wieviel CO2-Emissionen bei bestimmten Aktivitäten ausgestoßen werden oder mit welchen Einheiten man rechnen muss. Zusammenfassend ist es nicht wirklich ratsam, den CO2-Fußabdruck des Betriebes auf eigene Faust zu berechnen, wenn sich davor noch nicht mit der Thematik auseinandergesetzt wurde. Jedoch geht es vielen Personen genauso. Deshalb gibt es einige online CO2-Fußabdruck Rechner, welche dabei helfen können. Das Angebot ist vielfältig. Nun stehst du wieder vor einer Herausforderung – welcher online CO2-Rechner ist für dich und deine Bedürfnisse geeignet?
Um bei dieser Frage zu unterstützen, haben wir drei online CO2-Rechner, welche speziell für Klein- und Kleinstunternehmen ausgerichtet sind, getestet und für unseren Betrieb den CO2-Fußabdruck berechnet. Nun wollen wir unsere Erfahrungen dazu teilen.
CO2-Schnellcheck 2023
Zuerst haben wir den „CO2-Schnellcheck 2023“ von der Wirtschaftskammer Salzburg getestet. Vor dem Testbeginn sind einige Informationen zusammengefasst, nämlich, dass mit diesem Test die CO2-Emissionen der betrieblichen Mobilität sowie der betrieblichen Energie erfasst werden und dass es anschließend Tipps gibt, diesen Wert zu reduzieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass hier die THG-Emissionen nicht in kg, sondern in virtuellen Bäumen zum leichteren Verständnis angeführt werden (1 Baum entspricht 21kg THGs).
Nun beginnt der Test. Daten bezüglich des Fuhrparks (Anzahl und gefahrene km) der öffentlichen Verkehrsmittelnutzung (km) sowie der Energiebedarf (abhängig vom Energieträger in kWh, L, m3) werden eingetragen. Im nächsten Schritt werden bereits die emittierten CO2-Emissionen in virtuellen Bäumen angegeben. Es wird darauf hingewiesen, dass diese Menge reduziert werden sollte. Im nächsten Schritt können Adaptionen an den vorher eingegeben Daten gemacht werden. Beispielsweise wieviel Benzin PKWs mit E-PKWs ausgetauscht werden können, welche Streckenanzahl man mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen könnte oder der Wechsel zu Ökostrom. Bei Eingabe der neuen Daten wird ersichtlich, wie viele virtuelle Bäume mit der Maßnahme geschaffen werden und somit die vorherigen Emissionen reduziert werden.
Wert: 0,861 Tonnen CO2
Positive Aspekte: wenige Daten benötigt, schnelle und einfache Dateneingabe, es werden konkrete Maßnahmen zur Reduktion vorgeschlagen
Negative Aspekte: es wird nur die Mobilität und die Energie berücksichtigt
An dieser Stelle möchte ich gleich auf den Rebound-Effekt hinweisen. Beispielweise kann das Ersetzen von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugen durch Hybrid- oder Elektrofahrzeuge dazu führen, dass insgesamt mehr oder weitere Strecken gefahren werden. Dadurch werden die bei dem Ersetzten der Fahrzeuge eingesparten THG-Emissionen zunichte gemacht. Das sollte bei der Maßnahmenplanung unbedingt berücksichtigt werden.
ecorand CO2 Fußabdruck – Rechner für Unternehmen
Der zweite getestete online Rechner ist der „ecorand CO2 Fußabdruck – Rechner für Unternehmen“. Hier wird zu Beginn darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine Schätzung handelt und dass der CO2-Ausstoß des Unternehmens regelmäßig überprüft sowie Einsparungspotentiale analysiert werden sollten. Dann beginnt das Erfassen der Daten. Begonnen mit der Anzahl der Mitarbeitenden, der Betriebsfläche, der zurückgelegten km per PKW (Verbrenner), der getätigten Flüge bis hin zu weiteren Energieträgern (Produktion, Lager, …) sowie zusätzliche Emissionen, beispielsweise aus Lieferungen oder Firmenfeiern, welche ebenso miteinbezogen werden sollen. Dann bekommt man auch schon die CO2 Emissionen in Tonnen pro Bereich und als Gesamtwert aufgeschlüsselt. Zuletzt werden Kompensationsmaßnahmen, nämlich das Pflanzen von Bäumen oder das Erwerben von CO2-Zertifikaten vorgeschlagen. Es wird erläutert, dass die Kompensation von einer Tonne CO2 40 gepflanzten Bäumen entspricht, beziehungsweise dass eine Tonne CO2 momentan 19 Euro kostet.
Wert: 8,65 Tonnen CO2
Positive Aspekte: Zusatzinformationen bei den einzugebenden Werten für bessere Verständlichkeit
Negative Aspekte: es werden keine Maßnahmen zur Reduktion vorgeschlagen, sondern nur eine Kompensation (zum Beispiel: Bäume pflanzen lassen oder CO2-Zertifikate erwerben); der Energiebedarf wird nur nach Betriebsfläche und nicht nach Energieträger berechnet
CO2-Rechner
Der letzte Rechner ist der „CO2-Rechner“ der Allianz für Entwicklung und Klima Österreich. Es muss gleich zu Beginn ausgewählt werden, wofür man die Emissionen berechnen möchte. Hier kann zwischen Unternehmen, individuell, Haushalt, Events und weiteren unterschieden werden. Auch bei diesem Rechner werden Basisinformationen wie Land, Anzahl der Mitarbeitenden und Betriebsgröße abgefragt. Gefolgt von Angaben zur genutzten Energie, dem Mobilitätsverhalten, der Verpflegung, dem eingekauften Material sowie dem Abfall. Nach Eingabe aller Daten wird nun das Ergebnis berechnet. Es wird die gesamt ausgestoßene CO2-Menge des Unternehmens dargestellt, welche sich in die Zusammensetzung der einzelnen Bereiche aufschlüsselt. Nach Darstellung des Ergebnisses werden verschiedene internationale Projekte, welche nachhaltige Entwicklung fördern, vorgestellt. Zur Kompensation der Emissionen wird vorgeschlagen in diese Projekte zu investieren.
Wert: 3,2 Tonnen C02
Positive Aspekte: weitere Faktoren wie Verpflegung, Material und Abfall werden in der Berechnung berücksichtigt
Negative Aspekte: teilweise sind die Angaben unklar, da keine Einheit angeführt ist; es wird nur die Kompensation vorgeschlagen (internationale Projekte für nachhaltige Entwicklung unterstützen) und nur in einer Fußnote erwähnt, dass die wirksamste Klimaschutzmaßnahme das Vermeiden von Emissionen an der Quelle ist
Fazit
Nach Abschluss der drei unterschiedlichen Rechner ist klar ersichtlich, dass sich die Ergebnisse deutlich unterscheiden. Der CO2 Ausstoß wurde von 0,861 Tonnen CO2 bis 8,65 Tonnen CO2 berechnet. Diese große Schwankungsbreite der Ergebnisse ist darauf zurückzuführen, dass unterschiedliche Werte abgefragt werden, unterschiedliche Berechnungen im Hintergrund ablaufen sowie unterschiedliche Bezugsgrößen verwendet werden. Deshalb sind die Ergebnisse, nicht nur dieser drei getesteten, sondern allgemein die der kostenlosen online CO2-Rechner mit Vorsicht zu genießen.
Klimabilanz mit dem ESG-Cockpit
Nun haben wir mit dem Online Tool „ESG Cockpit“ die Ergebnisse überprüft. Mithilfe des Klimabilanz-Moduls des ESG-Cockpits können Emissionen ganz einfach erfasst und der Verlauf dokumentiert werden, egal ob es sich um Kleinstunternehmen oder Großkonzerne handelt. Unter anderem kann eine Klimabilanz erstellt werden, welche den CO2-Fußabdruck des Unternehmens beinhaltet. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Faktoren wird berücksichtigt. Es werden die Bereiche Material, Abfall, Wasser, biologische Vielfalt, Abwasser, Mobilität, Transport, Compliance, Emissionen und Schadstoffe, CO2-Kompensation, Umwelt sowie Umweltkosten in die Berechnung miteinbezogen. Durch die genaue Beschreibung der jeweiligen Werte ist klar verständlich was benötigt wird. Die Nebenrechnungsfunktion ermöglicht das automatische Umrechnen von Werten in die benötigte Einheit aufgrund der im Hintergrund gespeicherten Formeln. Durch das Miteinbeziehen der unterschiedlichen Bereiche und der transparenten Berechnung gelangt man so zu einem verlässlichen Ergebnis. Laut dem Impact Compass hat unser Unternehmen einen CO2-Fußabdruck von 1,22 Tonnen CO2-Äquivalenten. Neben dem finalen Wert werden auch die unterschiedlichen Bereiche aufgeschlüsselt wie viele Emissionen wo anfallen und was für einen Anteil das am Gesamtwert einnimmt. Des Weiteren werden die Treibhausgasemissionen den Scopes zugeordnet. Was man unter Scopes versteht kannst du hier nachlesen.
Wenn du mehr über den CO2-Fußabdruck deines Unternehmens und die Erstellung deiner Klimabilanz erfahren möchtest, vereinbare gleich einen Gesprächstermin mit uns.
Lara Hammerl, April 2023